02
Apr
VIENNAFAIR: Wiens Kunstmesse als Ost-West-Umschlagplatz
„Eigentlich”, sagt Edek Bartz, „ist das ja gar nicht so mein Ding. Weil mich der Verkaufsaspekt nicht so interessiert.” Nun ist die „ViennAfair” aber doch sein Ding geworden, und zwar ein ziemlich erfolgreiches. Weshalb der Vielbegabte - Musiker, Lektor an der Wiener Kunst-Uni, Organisator von Musikfestivals und Kurator von Ausstellungen - nach seinem fulminanten Debüt vor zwei Jahren heuer bereits zum dritten Mal als Exhibition Director hauptverantwortlich für Programm, Rahmenprogramm und Ausrichtung der Messe ist. Sicher, es steht ihm ein hochkarätiger internationaler Fachbeirat zur Seite, der streng darauf achtet, dass auf dem Umschlagplatz „ViennAfair” nur gute Ware gedealt wird. Schließlich will man sich vor der internationalen Konkurrenz nicht genieren müssen und sich im Messe-Ranking nicht um die letzten Plätze rangeln. Ehrlich gesagt: Schwierige Ausgangslage, denn die Welt ist voller Kunstmessen.
Sei’s die „Art Cologne”, Urmutter aller Kunstmessen; sei’s die Messe-Königin „Art Basel”, und ihre mondäne Schwester „Art Basel Miami”, weltweit kommerziell erfolgreichste Kunstmesse und gleichzeitig „die teuerste Strandparty der Welt”(© Stefan Kobel, artmagazine); die smarte „Frieze Art Fair” in London, cooles rolemodel für jugendlichen Charme im Kunstbusiness, „Art Forum” in Berlin, „Armory Hall” in New York, „Artefieri” in Bologna, „Arco” in Madrid, „FIAC” in Paris…… 1995 gab’s in Europa etwa zwölf Kunstmessen, in nur zehn Jahren hat sich die Zahl auf 47 geradezu vervierfacht; weltweit gibt es mehr als hundert Kunstmessen, jeden Monat wird irgendwo eine eröffnet und Kunst in großen Mengen auf den Markt geworfen, jeden Monat rotieren Galeristen, Museumsdirektoren und vor allem Sammler. Es ist wirklich verdammt hart, unter den Besten zu sein.
Also: Schwerpunkt setzen. Und der heißt bei der Wiener Kunstmesse CEE.
„Diese Ausrichtung nach Osten”, sagt Edek Bartz, „ist eine große Chance für Österreich. Es es hat sich gezeigt, dass diese Fokussierung richtig und wichtig ist.” .Die Messe wächst rasant, 2006 waren es 106, 2007 107 und heuer bereits 121 Galerien, die an der VIENNAFAIR teilnehmen, davon 45 aus Österreich, 54 aus Westeuropa, je zwei aus Israel und den USA und 18 aus den Schwerpunktländern Ost- und Mitteleuropas: die VIENNAFIR ist restlos ausgebucht. Sogar das New York Arts Magazine bemerkte: „Keine andere Kunstmesse in der Welt ermöglicht jungen und unbekannten Galerien aus den neuen EU-Mitgliedstaaten den Eintritt in die internationale Kunstwelt.”
Wa(h)re Kunst heißt auch soviel wie: gute Geschäfte sind zu erwarten. Im Vorjahr wollten immerhin mehr als zehntausned Kunstinteressierte sehen - und dann oft erwerben - was die Galerien anzubieten hatten. Auch internationale SammlerInnen und KuratorInnen kamen, sahen und kauften: teure Spitzenware, Kunst-Schnäppchen, Mittelklasse, ausladend, einnehmend, die einen legten bis zu 45.000 Euro für ein Werk von Thilo Baumgärtel hin, die anderen waren mit wohlfeilen 2.000,– Euro dabei.
Wien, das Tor zur Welt: ein Bild, das gefällt. Einige der Galerien aus Warschau oder Hermannstadt, aus Belgrad oder Laibach, aus Prag oder Bukarest sind mittlerweile auch auf andere Kunstmessen eingeladen, ihre Künstler feiern internationale Erfolge. Die Geschäfte mit der Kunst florieren, die Preise für die Kunst explodieren. Die
„Fußballsyndrom” nennt Edek Bartz diese Blitzkarrieren und ortet eine echte Goldgräberstimmung auf dem Kunstmarkt: „Die Künstler sind zu Unterhaltern der Reichen geworden. Die Leute wollen ihrem trockenen Alltag entfliehen. Eine Kunstmesse muss konzipiert sein wie ein Wanderweg - interressant und abwechslungsreich. Das ist keine Kunstausstellung, da wird nicht die Entwicklung eines Künstlers gezeigt und die Arbeiten nicht in einen künstlerischen Kontext gestellt. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu erregen und vor allem und hauptsächlich geht es darum, Aufmerksamkeit zu erregen und Kunst zu verkaufen.”