06
Jun
Biennale von Venedig: Ländermatch der Kunst
Ein bisschen verschnupft war man in Deutschland schon, weil heuer der Brite Liam Gillick in dessen Biennale-Pavillon eingezogen ist. Ob es denn keinen mindestens genauso guten Deutschen gäbe, fragten die Kritiker. Österreich brachte diese Debatte schon vor 16 Jahren hinter sich: Peter Weibel, damals österreichischer Biennale-Kommissär, holte neben dem Österreicher Gerwald Rockenschaub noch den Schweizer Christian Philipp Müller und die US-Künstlerin Andrea Fraser ins österreichische Giardini-Nationalteam.
So verlässlich wie die Biennale selbst taucht alle zwei Jahre die Frage auf, ob dieses Ländermatch der Kunst überhaupt noch zeitgemäß ist. Schließlich wächst die Welt radikal zusammen; good art is global art. Unbestritten ist: Kunst ist wohl kulturell verwurzelt, aber nicht national beschränkt. Das ist an der diesjährigen Biennale-Ausstellung Welten machen vielfältig nachzuschauen. Aber sie allein ist gewiss nicht der Grund, dass die Hotels in der Lagunenstadt selbst im Krisenjahr gnadenlos überteuert und überbucht sind. Großausstellungen sieht man bald wo.
Die Einzigartigkeit dieses - mitunter auch ziemlich eitlen - Kunst-Parcours durch die Giardini besteht darin, dass man sich seine Kunstwelt selbst zusammenpuzzeln kann. Die Pavillons spiegeln die (kultur)politischen Zustände ihrer Länder wider, lassen wissen, was jeweils für richtig und wichtig erachtet wird: im besten Fall also nicht austauschbare Kunstware, sondern künstlerische Positionen.
Veröffentlicht am6.6.2009 im Standard