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Dez
Die Fallen der Fälle: Von wegen dem
Der Dativ ist dem Genitiv sein Akkusativ. Oder so ähnlich. Bei einer Konkurrenzzeitung geraten Kollegen ressortübergreifend in die Fallen der Fälle. Wegen “diesem” Kollegen und laut “dem” Zeitungsbericht werden “den” Kindern aber gar grausame Grammatikregeln gelehrt.
Hallo, Freunde!! “Lehren” klingt, bittedanke, allemal besser mit dem Akkusativ, “wegen” hingegen (wie übrigens auch “kraft” ) verlangt den Genitiv. “Laut” sollte eher nur bei artikellosen Hauptwörtern den Dativ, bei Hauptwörtern mit Artikelbegleitung den Genitiv zur Folge haben. Ließe sich fortsetzen.
Von wegen lehren: Weil britische Personalchefs rüpelhaftes Benehmen und rüde Sprachsitten der Schulabgänger beklagt haben, steht in einem südenglischen College das Pflichtfach “Manieren” auf dem Lehrplan.
Unterrichtet wird vermutlich: unfallfrei mit Messer und Gabel hantieren, nicht schlürfen, nicht schmatzen, nicht lümmeln, nicht schlingen. Und zur Wortschatzerweiterung wird Bittedankesagen geübt.
Stimmt schon, mitunter sind die Nachwüchse tatsächlich von jedweden Höflichkeitsfloskeln unberührt, nur ungern lassen sie sich ein spießiges “Bitte” abringen, und ihren Beitrag zur Abendunterhaltung beschränken sie auf ein knappes “eh geil” . Dafür brauchen sie keinen Geni-, Da- oder Akkusativ. Nur geduldige Eltern. Oder eben das Pflichtfach”Manieren”.
Donnerstag, 21 Januar, 2010 um 00:24
Zu Schurians Kritik:
(1) “‘Lehren’ klingt, bittedanke, allemal besser mit dem Akkusativ.” Das mag ja sein. Verpflichtend ist der Akkusativ bei einem personalen Objekt nach “lehren” jedoch keineswegs. “Ihm wurde die Grammatik gelehrt” ist grammatikalisch richtig und durchaus gebräulich.
(2) ” “wegen” hingegen (wie übrigens auch “kraft” ) verlangt den Genitiv.” Wer verlangt den Genitiv? Die Schurian? “Wegen” verlangt laut Duden keineswegs immer den Genitiv:
“wegen mit Dat. in bestimmten Verbindungen und wenn bei Pluralformen der Gen. nicht erkennbar ist: wegen etwas anderem, wegen manchem, wegen Vergangenem; wegen Geschäften” (Duden 09)
(3) Ein leider bereits verstorbener Germanist, den möglicherweise auch Schurian schätzte, meinte, es käme nicht darauf an, dass sich jemand fehlerfrei ausdrücken könne. Viel wichtiger sei eine klare und verständliche Sprache (bzw. Schrift). Oberlehrer mit dem erhobenen Zeigefinger erreichen in der Regel das Gegenteil. In einem seiner letzten Artikel schrieb er übrigens: “Mir fröstelt angesichts der Flucht der Jahre”. Gewiss hätte Schurian den Rotstift angesetzt. Frösteln verlangt doch den Akkusativ! Dativus commodi, ethicus, possesivus, iudicantis und finalis gab’s vielleicht bei den alten Römern!
Beste Grüße
Karl Gaard
P.s.: Wer wirklich grauenvolle Fehler sehen möchte, wird vorzüglich auf derstandard.at fündig. Die Kategorien “Kommen@r”, “Web” und “Sport” sind ein unerschöpfliches Reservoir an Grammatik- und Rechtschreibfehlern. Eine signifikante Häufig ist auch in Überschriften und Unterüberschriften zu finden, also dort, wo die Redakteure selbst Hand an die Agenturmeldungen anlegen.