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18
Aug

Edelbert Köb: Die Neuordnung der Museen ist eine zähe Sache

A.Sch: Vor zwei Jahren startete Kulturministerin Schmied ihre museumspolitische Initiative, in der Folge wurde die Direktorenkonferenz wieder ins Leben gerufen. Eine Vorgabe war, eine neue Museumsordnung zu entwickeln. Täuscht der Eindruck - oder geht da wirklich nichts weiter?

Köb: Nein, da ist noch nichts Konkretes passiert. Nichtjuristen auf beiden Seiten streiten um juristische Spitzfindigkeiten. Das ist absurd. Das Wesentliche, nämlich die Definition der speziellen Aufgaben der einzelnen Museen, wurde noch nicht angegangen.

A.Sch: Woran liegt das?

Köb: Die Vorstellung der Ministerin, dass die Betroffenen das untereinander regeln, ist nicht realisierbar, an keinem Ort der Welt, nicht nur wegen der handelnden Personen. Es entspricht einem humanistischen Ideal, ist aber nicht sehr realitätsbezogen. Der einzige Erfolg bisher war eine ganz grobe Vereinbarung, bevor jeder sein Sammlungskonzept detailliert ausgearbeitet hat, was sofort die Auflösung des Konsenses zur Folge hatte. Jedenfalls haben die Direktorinnen und Direktoren meiner Meinung nach ihre Aufgaben nicht im Sinne der klaren Vorgaben gemacht. Die Ministerin hofft immer noch, wir werden so nett sein und das untereinander regeln. Aber sie wird eine politische Entscheidung fällen müssen.

A.Sch: Was waren die klaren Vorgaben der Ministerin?

Köb: Neue Museumsordnungen zu entwerfen und aufeinander abzustimmen, und zwar nach folgenden Kriterien: Schärfung der Profile, Betonung der Kernaufgaben, Abgrenzung zu den anderen Museen; jeder sollte dabei die Gesamtheit der Bundesmuseen im Auge haben. Aber nur der Papiertiger Köb hat alle Papiere geliefert: Sammlungskonzepte, Entwurf für die besonderen Aufgaben, Vorschlag für deren finanzielle Bewertung. Das Sammlungskonzept des Mumok hat elf Seiten, in dem eines anderen Museums steht nur lapidar: “Gesammelt wird nach spezifischen Gesichtspunkten.” Also muss man da noch weiterreden.

A.Sch: Wo - und bei wem - liegen die Probleme?

Köb: Bei den vier Bundesmuseen, die sich mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen. Es gibt ja nicht zwei Kunsthistorische, die eine Kompetenzverteilung brauchen, oder zwei Naturhistorische, wo jeder die Dinos machen will und niemand die Insekten. Aber alle vier - Köb, Noever, Husslein und Schröder - wollen offensichtlich ein Universalmuseum moderner Kunst, am liebsten mit einer Design- und eine Architekturabteilung. Das ist ein schönes Ideal, entspricht dem des MoMa oder des Metropolitan. Aber wir sind nicht in New York, wir können uns nicht einmal eines dieser Art leisten.

A.Sch: Was sind denn Ihre konzeptuellen Schwerpunkte?

Köb: Ab den 80er- oder besser ab den 60er-Jahren sind wir eine Sammlung mit einem eindeutig spezialisierten Gesicht: Body-Art, Aktionismus, Fluxus, Pop-Art sowie konzeptuelle und gesellschaftsbezogene Kunst, aber auch Realismus der 60er-Jahre bilden die Basis. Von da aus bauen wir weiter und reagieren natürlich auch auf aktuelle Entwicklungen mit neuen Schwerpunkten wie Installationen, Foto, Video und Film. Dafür habe ich auch die räumlichen Minimalerfordernisse definiert. Wenn man bedenkt, dass alle anderen Bundeskunstmuseen in den letzten zehn Jahren gewachsen sind und das viel zu kleine Mumok mit dem Neubau noch um 40 Prozent geschrumpft ist, besteht hier eindeutig Handlungsbedarf. Museumspolitik wird nicht nur durch schöne Konzepte gemacht, auch wenn die stimmen sollten, sondern durch Zuteilung von Raum und Geld.

A.Sch: Deshalb planen Sie ja auch räumlich eine neue Museumsordnung, sprich: Sie würden gern in die Kunsthalle einziehen?

Köb: In Wien wird gerne personifiziert: “Der Köb will sich nicht nur ein Museum unter den Nagel reißen, sondern gleich das ganze Museumsquartier.” Was ich als Person will, ist sekundär. Ich bemühe mich, dem sträflich vernachlässigten Museum moderner Kunst und dessen Sammlung eine Zukunftsperspektive zu verschaffen. Aber natürlich hat es eine Logik, wenn die Kunsthalle in das Künstlerhaus am Karlsplatz ziehen würde und wir in das Kunsthallengebäude. Darüber werden Verhandlungen geführt, von Bund und Gemeinde. Die sind sicher schwierig, und ihr Ausgang ist völlig offen.

A.Sch: Und das Leopold-Museum darf bleiben, wo es ist?

Köb: Es lässt sich schon technisch nicht verrücken. Aber die Idee dreier sich ergänzender Häuser als Teile eines großen Museums moderner Kunst ist natürlich schon attraktiv: Unsere Sammlung Klassischer Moderne könnte ins Leopold hinüberwandern, im Mumok würde Platz für Gegenwart und Zukunft geschafften werden. Jetzt bewege ich mich aber im Bereich von Visionen, die weit über meine Funktionsperiode hinausreichen.

Zur Person:
Edelbert Köb, geb. 1942 in Bregenz, war u. a. Professor an der Akademie, Präsident der Secession, Direktor des Kunsthauses Bregenz. Seit 2001 ist er Mumok-Chef. Am 30. 9. 2010 endet sein Vertrag.



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