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Jan
Hungerkünstler-Blues. Kunstschaffende sind echte Rolemodels
In Sachen neuer Bedürftigkeit, die da krisenbedingt auf uns zukommt, sind Kunstschaffende echte Role-Models: Sie haben nämlich schon jetzt vornehmlich nichts außer Schulden. Arm, aber unglücklich, schnallen sie ihre Gürtel enger, wenn öffentliche Subventionen gekürzt werden und Strukturreformen sie von der Bühne fegen. Und sie fallen aus der Künstlersozialversicherung, weil sie zu wenig verdienen. Über diese extravagante Definition von “sozial” darf im Sozialstaat Ö. durchaus nachgedacht werden.
Das mittlere Einkommen der Kunstschaffenden beträgt 4500 Euro netto, bei Literaten gar nur 2600 Euro. Pro Jahr. Nicht pro Monat. Sicher, Künstler sind nicht die einzigen armen Hunde. Warum also sollte Restösterreich inkl. zuständiger Ministerin ausgerechnet der Hungerkünstler-Blues bekümmern? Weil - Antwort - unser Land seinen Ruf nicht witzigen Politikern, sondern der Kunst verdankt. Und weil es mehr als bedenklich ist, wenn sich nur mehr die Middle- und Upperclass leisten kann, Kunst zu machen.
Künstlerinnen verdienen übrigens noch viel weniger als Kunstmänner, obwohl sie über eine höhere Ausbildung verfügen. Dies ist allerdings kein rein österreichisches Phänomen: Europaweit sind 53 Prozent der Kunststudierenden weiblich, nur fünf Prozent der Lehrenden.
Alles also ganz wie im wirklichen Leben, nur schlechter. Oder, wie es die Künstlerin Elke Krystufek einmal treffend formuliert hat: “Das Leben ist voller Ungerechtigkeiten. Und auch die Kunst ist nicht fair.”
DER STANDARD/Printausgabe, 28.01.2009