06
Nov
Kampfniederpreisen: Kunstsupermarkt
Also ja, Kunsthandwerksmärkte punschdampfen demnächst auf Plätzen und in Fußgängerzonen, in Museumsquartieren und in zu Adventkalendern umfunktionierten Salons und Lofts. Fein. Einer hat bereits seit Mitte dieser Woche geöffnet, ganz ohne Punsch, dafür mit 4000 Werken von siebzig Künstlern: Schnäppchen aus dem Kunstsupermarkt auf der Mariahilfer Straße.
Nach Marburg, Frankfurt, Solothurn und Berlin gibt es seit 2007 auch in Wien saisonale Billigkunstware, die Produktpalette startet bei 50 Euro, Preisobergrenze 299 Euro. Das, was früher Van-Gogh-Sonnenblumen- und Hundertwasser-Spiralen-Plakate waren, nämlich Dekorationspapiere für Wände aller Art, ist jetzt also Originalflachware im Niedrigstpreissegment. Übrigens: Ein Original - Geschenk des Künstlers, also die wohlfeilste Variante in Sachen Kunsterwerb - hing lange in der Küche der New Yorkerin Cathy Naso. Dann hat sie das Werk vierzig Jahre lang in einem Schrank verräumt. Und am 11. November wird es versteigert: Sotheby’s hofft, mindestens 680.000 Euro für das Bild zu bekommen. Ist schließlich ein Selbstporträt des Pop-Stars Andy Warhol.
Also: Kunst? Markt? Super? Sicher, der Markt für gute Kunst ist klein, die Krise der Wirtschaft groß. Sammler sind rare Einzeltäter, selbst Damien Hirsts geben es dieser Tage billiger. Aber: Müssen sich die Künstler deshalb im Kunstsupermarkt kampfniederpreisen?