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09
Jan

Lukas Resetarits: Allerhand ausgewählte Aussagen

Der Kabarettist Lukas Resetarits denkt auch mit 61 noch lange nicht ans Aufhören. Fernsehen erachtet er jedenfalls nicht als attraktive Alternative zum Brettl, das ihm seit 32 Jahren die Welt bedeutet.

Beim Wordrap ist er über den Buchstaben A  nicht hinausgekommen.

Aktien- und Finanzkrise:

Es ist ja großartig. Ich bin jetzt 61, und da sagt man mir: “Behalten S’ die Aktien, weil in den nächsten 20 Jahren wird’s wieder besser.” Ja, das sitzen wir durch! Nur keine Panikverkäufe! So stolz war der ORF auf die Einführung der Börsenticker: Wir machen Österreich amerikareif!

Dort hat jeder Hackler ein Portfolio, des brauch’ ma auch. Jeder kleine Angestellte ein Aktionär! Und jetzt ham s’ alle a Mordstrumm Watsch’n gekriegt, die armen Schweine. Zuerst hat ihnen der Meinl was gestohlen, dann die Krise. Jetzt ist das, was sie gespart haben, nur mehr ein Drittel wert.

Altersvorsorge:

Ich sage nur: dritte Säule bei der Pensionsvorsorge! Zum Teil wurden die Leute ja von der schwarzblauen Regierung hingeprügelt zu diesem dritten Bein. Schüssel, diesem macchiavellistischen Jesuiten, ist es ja gelungen, den Staat als stinkiges, unnötiges, überbezahltes Scheißdreckding darzustellen. Mehr privat, weniger Staat - also haben der Müller Franz und der Karli und die Resi alle fleißig selbst vorgesorgt. Und jetzt dürfen s’ den Banken das Geld noch einmal zahlen, das die verschissen und verjankert haben.

Ausblicke:

Die Perspektive für die meisten Leute liegt bei 900 oder 940 Euro Nettoeinkommen. Jetzt vielleicht auch nicht einmal mehr das, weil sie hackenstad sind. Also wenn ich beim Baumax steh für 940 Euro und es kommt wer und will was wissen, versteckert ich mich auch schnell in der Wärmekammer. Weil es is eh wurscht, ob ich des gut mach. Eines wird passieren: Die Arbeitslosigkeit wird steigen. Aber das wird denen, die Arbeit haben, auch wieder wurscht sein. Weil Solidarität ist nullo, gibt es nicht mehr.

Anleitungen:

Also, ich finde ja toll, dass diese angeheiratete Glasscherben-Prinzessin aus Tirol Haushaltstipps gibt für die Krise. Das werde ich in meinem neuen Programm, an dem ich gerade schreibe, fortsetzen. Es wird übrigens Osterreich heißen. Ohne Ö-Stricherln. Das Urheberrecht auf Österreich haben ja die Fellners, eine Erbärmlichkeit, dass eine solche Schundzeitung so heißen darf wie das Land. Wenn mir die Leute während der Vorstellung noch einmal das Eintrittsgeld geben, sag ich ihnen den ultimativen Ausweg aus der Krise.

Alternativen:

Ich bin so dankbar, dass Einwandererkinder wie Efgani Dönmez uns Linken helfen, indem sie sagen: “Leutln, ihr müsst nicht mit so vielen Magengeschwüren herumrennen. Ihr dürft’s sagen: Ein Arschloch ist ein Arschloch, ob es ein Tschetschene, ein Türke, Österreicher oder Norweger ist.” An den Formulierungen könnt’ ma noch a bissl feilen, die Wortwahl von den ostanatolischen Kameltreibern als Religionslehrer war ein bissl unelegant.

Allerwerteste:

Aber trotzdem, die etablierten Grünen, die auch schon ein bissi Schwielen auf den Arschbacken haben von den vielen Jahren, die sie auf ihren Sesseln sitzen, die sollen sich jetzt nicht gar so nonnenhaft aufführen. Es ist gut, wenn der Dönmez das alles sagt und damit den Blauen die Themenführerschaft abnimmt. Ich hätte gerne noch auf der Frauenseite auch jemanden wie den Dönmez. Die Frau Vassilakou ist es jedenfalls nicht.

Aufhören:

Ich? Aufhören zu spielen? Na, des geht net. Was soll ich denn machen? Mich dem Alkohol hingegeben? Dem bin ich nach einer persönlichen Krise entkommen. Zum Rauchen hab ich auch aufgehört. Fernsehen? Da hupfst ja vor Verzweiflung aus dem Fenster. Na ja, vielleicht: Wenn ich einmal in Routine hineinkomme, dann höre ich vielleicht auf.

DER STANDARD-Printausgabe, 10./11. Jänner 2009

 



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