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Nov
ORF: Vom Leit- zum Leidmedium
- Der Generaldirektor des ORF hat schon recht, wenn er sagt, das österreichische Leitmedium befinde sich “in einer außergewöhnlichen Situation”. Außergewöhnlich ist z. B. die mangelnde Kommunikationskultur im größten Kommunikationsunternehmen des Landes: Betriebsräte in der derzeitigen Situation noch mehr zu vergrätzen zeugt, vorsichtig formuliert, nicht gerade von großem Fingerspitzengefühl. Ebenso, die Belegschaft mit einer Art „Starmania”-Katastrophenshow vom drastischen Gesundschrumpfen - personell wie programmlich - zu informieren. In den Direktionsetagen wird sich vorerst nichts ändern. Schade.
- Ein paar Privilegien und Dienstautos weniger sowie persönliche Konsequenzen in Form von Gehaltseinbußen für Flops: Das wäre echt ORF neu. Alexander Wrabetz hat, man erinnere sich, seinerzeit den ORF-Chefsessel als Super-Alex erklommen. Gern betonte er, dass er als kaufmännischer Direktor (1998 bis 2006) sich sozusagen selbst ein gesundes Unternehmen übergeben habe. Und nun, nicht einmal zwei Jahre später, ist die solide Basis perdu, dem Unternehmen droht ein Schicksal à la Voest, und man darf gespannt sein, wann der Verkauf von ORF 1 denn wirklich über die Bühne geht. Um das zu verhindern, will Wrabetz eine kräftige Finanzspritze vom Staat. Die zahlen selbstverständlich wir, die ORF-Gebühren zahlenden Steuerzahler. Sollen wir wollen? Kein öffentlich-rechtlicher Sender wirbt so ausufernd wie der ORF, ganz abgesehen von schleichwerbenden Zusatzeinnahmen. Und: Die Finanzkrise trifft alle Medien. Nicht nur das Leidmedium ORF. (
- (DER STANDARD; Printausgabe, 28.11.2008)