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Jul
Einsame Spitze: Frauen an Universitäten
Damit das auch einmal gesagt wäre: unsere Urururururenkelinnen haben wirklich schöne Zukunftsaussichten. Wenn’s denn so schön langsam weitergeht mit Frauenkarrieren an den heimischen Un iversitäten, dauert es nämlich hochgerechnet eh nur mehr läppische 910 Jahre, bis im Jahr 2917 endlich gleich viel Frauen wie Männer in Österreich eine Universitätsprofessur innehaben werden. So gesehen hat dieser Sommer echt vorbildlich begonnen. In Wahrheit ist es kaum zu glauben, aber wahr, dass erst heuer, im Juli 2007!! 120 Jahre, nachdem die erste Frau an einer österreichischen Universität zum Studium zugelassen wurde, zum ersten Mal! eine Frau! an die Spitze einer österreichischen! Universität gewählt wurde. Mit dieser geradezu kulturrevolutionären Entscheidung ist Österreich einen Millimeter mehr ins 3. Jahrtausend und Ingela Bruner vermutlich ans Ziel ihrer beruflichen Träume vorgerückt. Die neue Rektorin an der Wiener Universität für Bodenkultur hat auch als erste Frau in Österreich ihren Doktor in Maschinenbau gemacht.Eine Pionierleistung, denn noch in den 1970er Jahren war die Entscheidungshoheit über Familien- und Erziehungsfragen per Gesetz rein männlich; der Mann war das unumschränkte Oberhaupt im trauten Heim, die Frau das Heimchen, Hausfrau und Mutter. Wollte sie einen Beruf ausüben, brauchte sie die Zustimmung des Ehemanns.
Erst 1983 fiel übrigens das „Heiratsverbot” für geschiedene Frauen und erst damals wurde auch Vergewaltigung innerhalb der Ehe strafbar.
Frauen sichtbar machen, heißt ein Projekt der Wiener Frauenstadträtin. Nicht, dass wir Frauen tatsächlich unsichtbar wären. Wir sind auch nicht, wie als allgemein bekannt vorausgesetzt werden darf, in der Minderheit, daher auf keinen Fall das mindere Geschlecht. Oder etwa Minderleister - ganz im Gegenteil. Allerdings scheint es so, dass die Gesellschaft, oder,um genau zu sein: die männliche Minderheit dieser Gesellschaft, ganz gern über uns hinwegschaut. Uns nicht wahrnimmt. Gläserne Decken einzieht. Oder sich auf eine Damenklofrage kapriziert, wie seinerzeit die Wiener Philharmoniker. Die Häuslfrage wurde geklärt, der langjährige Vorstand und Frauenverhinderer Werner Resel legte empört seine Funktion zurück, weil Österreichs berühmtester Klangkörper seit 1997 auch Frauen mitspielen lässt. Heuer ist also 10jähriges Jubliäum, die Frauenquote bei den Philharmonikern ist dramatisch - niedrig: eine fixe Musikerin, zwei Substitutinnen. Dirigentinnen? Ja. Eh. 30 Prozent der österreichischen AbsolventInnen von Instrumentalstudien sind weiblich, aber nur ca 10 Prozent dürfen in österreichischen Orchestern musizieren. In den USA ist der Frauenanteil drei- bis viermal so hoch. Ähnliches, Leute, ist aus dem Bereich bildende Kunst zu vermelden. Männer mit Geld und Macht sammeln Männer, die Kunst machen, auch wenn die Kunststudierenden mehrheitlich weiblich sind. Womit wir wieder elegant an die Universitäten zurückgekehrt wären. Im Durschnitt aller Studienabschlüsse halten Frauen einen - wenn auch knappen - Vorsprung vor ihren männlichen Kollegen. Ab da nimmt der Frauenanteil an den Universitäten rapide ab. Nur mehr ca. 30 Prozent der Assistenzstellen sind mit Frauen besetzt, bei den ProfessorInnen sind es gar unter 10 Prozent. Wenig verwunderlich, dass in einer EU-Studie Österreich den vorletzten Rang in Sachen Frauen-Anteil in der Forschung einnimmt. Macht nix, bekanntlich vergehen ja 900 Jahre wie im Flug und dann: siehe Anfang. Langfristig gesehen haben wir Frauen echt super Zukunfstaussichten.