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Andrea Schurian

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24
Apr

Starmania wie gedruckt

Verzeihen Sie, wenn ich jetzt so daherkomme, aber. Aber wird Ihnen  diese Star-Sucht  und der mediale Zwang zur  superlativen Form vielleicht  auch  langsam öd? Star-Koch, -FriseurIn, -Schuster, -Schneiderin, -ModeratorIn, -Gast, -SchriftstellerIn: ohne „Star” vor der angestammten Profession geht nix mehr.  Meisterin  in dieser Kunst der Steigerungsform ist die Zeitung, die so heißt wie unser Land.

Vermutlich kann „ Österreich” gar nicht anders als superlativ zwangshandeln,  fachsprachlich nennt man sowas Manie. Star-Mania wie gedruckt, sozusagen.Selbst  EX-RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt wurde vor ein paar Wochen in und von  „Österreich” zur „Star“-Terroristin aufgeputzt. Apropos Star: Die Kurier- Romy-Gala  haben alle tränenreich aber skandalfrei überstanden, keine politischen Apelle, keine frechen ModeratorInnenreden, alles lustig, Frau Spengler und Herr Marecek in der Garderobe eingesperrt, haha, wie das nur passieren konnte, hahaha,  das wurde natürlich ermittelt, vor allem aber wurden unsere Lieblinge aus Film und Fernsehen ermittelt. Günter Jauch auch, zum vierten Mal bereits.  Im Vorfeld der Romy-Verleihung wurde er  interviewt:  z.B,  warum er nicht Frau Christiansens Sonntagabend-Politttalk auf ARD übernommen habe. Da sagte er unter anderem: „Bei mir ist es ein altes Prinzip, dass, wenn sich die Dinge nicht so fügen, wie sie eigneltich sollten, es dann einfach sinnlos ist, daran festzuhalten. Dazu ist mir auch meine Freiheit zu wichtig.” Freiheit. Gut gesagt. Aber doch auch -  abgehoben, weil  mit satter Millionengage im Rücken ist leicht frei sein.  Die Wirklichkeit sieht nämlich so aus: Wer in  der Tretmühle  des Alltags nicht mitstrampelt, muss fürchten, auf der Strecke zu bleiben. Das bisschen    Freiheit lautet : „runterschlucken”, „aussitzen”, „weghören”, „kündigen” (letzteres wirkt sich meist recht schlecht auf das Familieneinkommen aus). Oder in Sendungen wie bei Herrn Jauch auftreten und auf den Millionengewinn hinraten. Romy schauen. Oder weiterzappen.Am Samstag wurden vom Kurier die beliebtesten Stars ausgezeichnet. Am Sonntag reichte „Österreich” ein Porträt über  „die begehrteste Frau Österreichs” nach.  Österreich Land? Oder  „Österreich” Zeitung? Und woher weiß zweitere, was in ersterem  am meisten begehrt wird? Die begehreste Frau  wurde gleichzeitig auch zum „Single der Woche” superlativiert und überstrahlt solcherart  die „Österreich”-Top-Ten-Liste der Single-Promis:   angeführt werden die Single-Charts von dem   leidenschaftlichsten Dancing Star, auf Platz zehn die größte schwarze Hoffnung der VP-Politik, dazwischen  Wiens schönste Sozialdemokratin und die attraktivste grüne Politpflanze.  Meine Herren! Hingeschaut. Die „begehrteste (Single-) Frau Österreichs” ist außerdem  die „strahlendste ORF-Erscheinung”; bzw. wie sich im Laufe des Artikels herausstellt, eine Synthese aus beidem: „Im Fernsehen ist  sie die begehrteste Frau des Landes”.

Wer ist’s? Auflösung nächstes Mal.



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